Sanierung um jeden Preis?

Anlässlich der 950-Jahrfeier in Barleben wurde die der Straße zugewandte Fassade des leer stehenden gemeindeeigenen Hauses Breitscheid-Str. 34 für ca. 100 000 € erneuert. Folgerichtig soll nun auf Vorschlag der Verwaltung auch der Baukörper saniert und einer Nutzung zugeführt werden. Die Pläne sehen unten eine Arztpraxis (Umzug der Ärztin aus dem Rathaus) und eine Praxis für einen nicht näher bezeichneten Therapeuten vor. Im Obergeschoß gäbe es zweimal ca. 80 m2 Gewerbefläche. Allerdings wurde erst jetzt, das heißt nach(!) dieser ersten Investition die Bausubstanz genauer untersucht. Ergebnis: Echter Hausschwamm im Erdgeschoß und Hausbock im Dachgebälk. Um das Haus zu sanieren, werden nun noch 1,13 Mio. € veranschlagt.
Das lehnt unsere Fraktion ab, da dies weit teurer wäre, als ein Neubau! Natürlich sind wir damals davon ausgegangen, dass der Zustand der Bausubstanz schon bekannt war. Nachdem die Errichtung dieser „potemkinschen Fassade“ eine finanzielle Fehlentscheidung war, möchten wir nun den Schaden zu Lasten des Steuerzahlers nicht noch größer machen.

Wir erinnern daran, dass das Ergebniss solcher Altbausanierungen schon oftmals ein finanzielles Desaster war. Um nur einige Beispiele zu nennen:

  • die Kinderkrippe in Barleben
  • das Ortsteilzentrum in Meitzendorf
  • die Kita in Ebendorf
  • das Einfamilienhaus Thälmannstraße 50 (neben der Villa Brandt) – letzteres soll nun doch abgerissen werden.

Was führt zu diesen katastrophalen Entwicklungen?
Zum einen wird mangelnde Sachkompetenz der dafür verantwortlichen Verwaltungsmitarbeiter von den Planungs- und Baufirmen oftmals gnadenlos ausgenutzt, um Baukosten in die Höhe zu treiben und Mängel zu verdecken. Zum anderen werden solche Projektplanungen den kommunalen Entscheidungsgremien oftmals geschönt vorgestellt. Der verantwortliche Bürgermeister weiß dabei immer seine FDP-Fraktion hinter sich. Sachliche Kritik und der gesunde Menschenverstand fallen dann garantiert Parteiquerelen zum Opfer und hinterher will sich merkwürdiger Weise niemand mehr an die Prognosen erinnern.

Fazit: Was vielen der hierbei Agierenden ganz offensichtlich fehlt, ist der reale Bezug zum Geld des Steuerzahlers.

Um es einmal in aller Deutlichkeit gegenüber zu stellen: Ca. 100 m entfernt (Breiteweg/Burgenser Str.) wurde im letzten Jahr ein großes neues Wohn und Geschäftshaus errichtet: 4 Arztpraxen, 1 Hebamme, 2 Geschäfte und 5 Wohnungen und das für ca. 2 Mio. €! Warum können wir so etwas nicht auch? Diese Frage beschäftigte im Anhörungsverfahren den Ortschaftsrat in Barleben am 1.11.2012. Die Vorlage der Verwaltung zur Sanierung des alten Gebäudes wurde mehrheitlich abgelehnt. Im Sozial- und Bauausschuss hatte dagegen lediglich unsere Fraktion gegen den Beschluss gestimmt. Eine endgültige Entscheidung wird erst vom Gemeinderat gefällt.

Wir werden die Abstimmung hierzu veröffentlichen.

4 comments

  1. Ramona Müller

    Nüchtern betrachtet !!! müsste der Bürgermeister die Beschlussvorlage von der Tagesordnung nehmen, um noch einen größeren finanziellen Schaden von der Gemeinde abzuwenden.
    Gemäß Gemeindeordnung § 62 Abs.3 hat er hierzu die Möglichkeit.
    Wie wird sich der Bürgermeister zur Gemeinderatssitzung am 15.11.12 entscheiden?

  2. hwn

    Schon toll wie harmlos die Fehlinvestition in der Volksstimme von heute klingt.
    Scheinbar nicht einmal dazu bekommt der Herr Hofberichterstatter die Freigabe von seinem Meister. Die 100000€ werden mit keinem Wort erwähnt, wurden halt leider vergessen, ist auch nicht so wichtig 10% Verlust bezogen auf die eventuellen Gesamtkosten.

    Das ist ohnehin eine Lachnummer, verglichen mit der Preisentwicklung bei der 2ten Mittellandhalle. Also kann der BM und seine Schnarchnasen in der Verwaltung sich komfortabel zurücklehnen – super geplant, nur 10% Verlust !

    Wer waren eigentlich die 5 Meinungslosen bei der Abstimmung ?

  3. Th.Pfeffer

    Ein erneuter, finanzieller Größenwahnsinn in Barleben.

    Allein schon der Gedanke, dass so viel Geld ausgegeben wird, nur damit es um den Festplatz herum schöner aussieht, lässt mich am gesunden Menschenverstand zweifeln. Wenn jetzt auch noch so eine Inkompetenz dazu kommt, wo die Zuständigen in der Verwaltung, allen voran der Bürgermeister, nicht einmal vorher die Bausubstanz untersuchen lassen, falle ich ganz vom Glauben ab, das hier für das Wohl der Gemeinde gearbeitet wird.

    Da frage ich mich: Warum lernt der Bürgermeister nicht aus den vergangenen Fehlern?

    Sonst werden doch auch Gutachten vor Beginn der Maßnahme erstellt. Da brauch man doch nur den Breiteweg etwas weiter südlich anschauen, wo ja die ach so „gefährlichen“ Bäume laut Gutachten gefällt werden mussten.

    Allerdings passt dieser Fall sehr gut zu Barleben: Hauptsache eine schöne Fassade, auch wenn dahinter alles zusammen fällt.

    Ich hoffe nun, dass am 15. genügend Bürger zu der Ratssitzung gehen und so den Druck aufbauen, der benötigt wird, diesen Wahnsinn zu stoppen. Das veranschlagte Geld kann an anderer Stelle sicher besser investiert werden.

    Ich befürchte übrigens, bei dem Bauprojekt Mühlenhof in Ebendorf ein ebenso großes Fass ohne Boden. So wie bei den schon oben genannten Projekten. Dort wäre sicher auch ein Neubau preiswerter und vor allem vor einer Kostenexplosion sicherer gewesen.

    Ramona, ich glaube, dass er Das nicht kann!

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